Nachdem die aktive Phase des 3-jährigen Pumpversuchs in Lengerich-Handrup am 8.3.2023 vom Wasserverband Lingener Land (WVLL) beendet wurde, wurden die Ergebnisse nicht wie vorgesehen Ende 2023 den Fachbehörden übergeben, sondern erst im Mai 2024 und dann am 27.November 2024 final besprochen.
Das Ergebnisprotokoll ist erst jetzt freigegeben – 2 volle Jahre später! Die Endauswertung der bodenkundlichen und landwirtschaftlichen Beweissicherung wird voraussichtlich erst im Frühjahr 2025 vorgelegt werden. Die im Protokoll referenzierten behördlichen Stellungnahmen und Präsentationen der Gutachter werden uns vorenthalten, sodass wir leider wieder den Rechtsweg beschreiten müssen.
Obwohl eine umfassende Information an die betroffene Bevölkerung im Genehmigungsbescheid vom 11.02.2019 verbindlich für den WVLL vorgeschrieben wurde, ist der Abschlussbericht (5. Fachbericht zum Pumpversuch) bis heute nicht veröffentlicht. Dennoch hatte der WVLL bereits im März eine Hochglanzbroschüre zum ‘Wohle von Mensch und Natur’ erstellt und an alle Haushalte verschickt.
Der Tenor der Broschüre ist „Alles in Butter“, eine langfristige Förderung in Lengerich-Handrup kann in Angriff genommen werden, wozu lediglich ein neuer Antrag erforderlich ist.
Nach eigenen Angaben des WVLL betrug der Wasserbedarf vor 10 Jahren 6,8 Millionen m³/a (1) für 72.000 Einwohner, d.h. für Industrie und Gewerbe entfielen damals 52%, wenn man mit dem bundesdurchschnittlichen Tagesverbrauch von 125 l pro Person rechnet. Laut aktueller Broschüre liegt der Wasserbedarf jetzt bei 6,5 Millionen m³/a für rund 74.000 Einwohner incl. öffentliche, gewerbliche und landwirtschaftliche Einrichtungen mit „nur“ noch 48%.
Dennoch wird eine Dauerförderung in Lengerich-Handrup damit begründet, dass es einen gestiegenen Wasserbedarf für die Landwirtschaft gäbe (Broschüre Seite 14 zum Thema „Engagement mit Weitblick“). Tatsächlich haben in der Zwischenzeit viele Schweinemastbetriebe ihre Ställe geschlossen und etliche Betriebe auf eigenes Brunnenwasser umgestellt: Das Argument Trinkwasser für Tierwohl ist mittlerweile durch entsprechende Filtertechnik auf den Höfen ebenfalls entfallen.
Unsere Annahme: Es soll für das mittlerweile ausgezehrte Entnahmegebiet Grumsmühlen Ersatz geschaffen werden, anstatt die Ursachen für die Schädigung von Flora und Fauna zu beseitigen, nämlich die nicht-nachhaltigen Grundwasser-Dauerentnahmen mit lokalen Zehrungen der Grundwasserreserven.
Jetzt muss endlich mit der Alternativensuche begonnen werden (2), denn wie in vielen Gebieten Niedersachsens sind auch im Gebiet zwischen Langen und Bippen die Wasserstände langjährig gefallen, trotz deutlich erhöhter Niederschläge 2024:

Wasserstandsverluste [cm] im Unteren Aquifer seit 1996. Extremer Abfall im Bereich der Brunnen während des Pumpversuchs 2020 bis 2023 – zur Vergrößerung auf das Bild klicken!
Die Kurven zeigen besonders deutlichen Abfall in den Zulaufgebieten zu den Förderbrunnen, nämlich im Westen zum Wasserwerk Grumsmühlen bei Langen, im Osten zum Wasserwerk Ohrte bei Bippen und mittendrin zu den Brunnen zwischen Lengerich und Handrup. Selbst nördlich und südlich der Ortschaft Lengerich treten langjährige Potentialverluste von mehreren Dezimetern auf.
Die Grafik zeigt, dass die WVLL-Aussagen in seiner Broschüre „alternative Fakten“ sind, nämlich dass die Auswertungen (Anm.: des Pumpversuchs) nur sehr lokale, geringe Grundwasserabsenkungen zeigen würden, und dass das Grundwasserdargebot sicher eingehalten werden könne.
Sollten Wasserverband und Landkreis ihre immer wieder beteuerten Aussage ernst nehmen, dass nicht mehr gefördert werde als natürlich neu gebildet wird, dann bleibt nur eine Konsequenz: Der Pumpversuch hat gezeigt, dass die Grundwasserdargebote in Lengerich-Handrup nicht ausreichen, um Grundwasser zusätzlich entnehmen zu können.
Im Gegenteil: Das Grundwasser muss aus der Oberfläche heraus angereichert werden, um Fauna, Flora und Kulturlandschaft fit für den Klimawandel zu machen!
Und die vom WVLL in der Broschüre gemachte Behauptung, dass die Grundwasserentnahmen zum Zweck der landwirtschaftlichen Feldberegnung die Entnahmemengen des Pumpversuchs erheblich überstiegen hätten, trifft nur dann zu, wenn man das Zulaufgebiet zu den Förderbrunnen von ca. 25 qkm mit dem Modellgebiet der Pumpversuches von ca. 150 qkm vergleicht. Tatsächlich wurden aber vom Wasserverband im dritten Pumpjahr 1,5 Millionen m³ mit hoher Konzentration aus 3 Brunnen im Zulaufgebiet entnommen, während im selben Gebiet die möglichen jährlichen Beregnungsmengen auf 0,5 Millionen m³, verteilt auf 21 Brunnen, begrenzt waren.
Der WVLL behauptet in seiner Broschüre, dass das Ergebnis des Pumpversuchs ein wichtiger Meilenstein für die Dauerförderung bedeutet. Demnächst erfahren Sie hier ausführlich mehr. Dazu müssen jedoch alle versprochenen und auch verbindlich vorgeschriebenen Berichte und Ergebnisse vorliegen.
Quellenangaben:
Broschüre des Wasserverbandes Lingener Land zum ‘Wohle von Mensch und Natur’, März 2025
Ergebnisprotokoll des Landkreises Emsland, November 2024
Die AG Unser Wasser, im April 2025