Natur, Fauna & Flora in Gefahr!

Bisher als ein stummes Mahnzeichen am Wegesrand:

Die nachfolgenden Fotos von 8 umliegenden Teichen und Biotopen geben diesem Warnkreuz nun ein Gesicht. Die 4 in der linken Hälfte liegen (süd-)westlich von Lengerich, die 4 in der rechten Hälfte (süd-)östlich. Früher liefen diese Kleinode häufig im Frühjahr und im Herbst über. Jetzt sind die Wasserstände bereits bedrohlich abgesackt! Nach unseren Beobachtungen zeichnete sich dieses schon seit längerem ab.Natur-Fauna-Flora(r)

Umso unverständlicher ist, dass diese nahe gelegenen Naturräume bei der aktuellen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nicht berücksichtigt werden. Auf den Einwand, warum zum Beispiel auch der am Untersuchungsgebiet angrenzende Bereich des Saller Sees nicht mit eingeschlossen wurde, antwortete der hierfür verantwortliche Prof. Dr. Thomas Kaiser:wenn es dort sichtbare Schädigungen gibt, dann nicht durch ein mögliches Trinkwasserwerk Lengerich, da hier ja noch gar nicht gefördert wurde.”

Das ist sehr spitzfindig! Eine UVP soll doch gerade ermitteln, wie sich geplante Maßnahmen auf die Umwelt auswirken werden! Aufgrund vorhandener Zwangslage zwischen den beiden benachbarten Wasserwerken Grumsmühlen und Ohrte unterliegen die angrenzenden Biotope erst Recht einer besonders sorgfältigen Betrachtung. Schon jetzt lassen sich negative Wechselwirkungen feststellen:

Grumsmühlen: Auf dem Ostrum nördlich von Lengerich ist das oberflächennahe Grundwasser um 40 und in der Tiefe um 90cm gefallen, besonders seit 2000. Zufall? 1999 wurde die Genehmigung für Grumsmühlen von 3,5 auf 5,5 Millionen m³ erhöht. Langjährige Messstellen in der Nähe des Saller See zeigen im tiefen Grundwasserstockwerk 90 bis 170cm Abfall. Artesisch versorgte Quellen und Teiche versiegen, siehe obige Fotos: das Grundwasser driftet offenkundig nach Westen ab!

Ohrte: am Naturschutzgebiet Swatte Poele südlich von Vechtel ist das Grundwasser im oberen Stockwerk um 90cm gefallen. Die Grundwasserganglinien im Peddenhoek und an den Fürstenauer Tannen fallen ebenfalls seit 2 Jahrzehnten. Die aktuellen Fotos von Swatte Poele, im Flaken, Fischteiche an der Oststraße und den Biotopen Auf Der Heese zeigen deutliche Zeichen der Schädigung des Grundwasser-Reservoirs im Becken Andervenne – Lengerich – Handrup.

Viele alte Ökosysteme sind schon verschwunden, die noch vorhandenen müssen also unbedingt erhalten werden!

Laut vorläufigem Untersuchungsergebnis von Prof. Kaiser gibt es 29 Biotoptypen im (eingeschränkten) Untersuchungsgebiet mit Affinität zum Grundwasser, und stehen 8 gefundene Pflanzenarten auf der Roten Liste. Wie hoch wäre erst der Anteil, wenn wie gefordert das Untersuchungsgebiet weiträumiger gefasst werden würde? Laut Prof. Kaiser “wenn durch die vorgesehenen Pumpversuche Schäden auftreten, werden die Untersuchungen ausgeweitet.” Man beachte: nicht die Pumpversuche würden dann gestoppt werden, sondern die Untersuchungen ausgeweitet!

Die Antwort auf eine Zwischenfrage während der kürzlich erfolgten Infoveranstaltung des Wasserverbandes am 24.11.2015 in Lengerich, was passieren würde, wenn es die nur ein- oder zweifach vertretenen Pflanzen auf der Roten Liste trifft, beantwortete Prof. Kaiser ausweichend: “Keiner weiß momentan, was passiert.“ (gemeint ist: durch die Pumpversuche), und weiter: “Ein ‘Worst Case’ wird nicht passieren.”

Dies ist ein Widerspruch in sich! Entweder weiß man, was passiert und kann daher einen GAU ausschließen. Oder man weiß es nicht, dann kann man aber auch keinen solchen ‘Worst Case’ ausschließen. Riskante Indifferenz eines Sachgutachters!

Beobachtungen in der Natur und langjährige Messreihen lassen dagegen nur folgenden Schluss zu:

Da zusätzliche Entnahmen das Wasserreservoir im Becken Andervenne – Lengerich – Handrup weiter entleeren, werden die an die Oberfläche tretenden Quellen und mit Grundwasser gefüllten Teiche und Biotope endgültig versiegen!

Die geringen hiesigen Niederschläge, welche durch langjährige Beobachtungen der Alteingesessenen und neuerliche Messungen deutlich niedriger ausfallen als in den umliegenden Messstationen des Deutschen Wetterdienstes, werden diesen Trend noch verstärken.

 

Wollen wir warten, bis die Enten nur noch voran watscheln statt zu schwimmen?

Wollen wir warten, bis die letzten Fische nach Luft schnappen?

Wollen wir warten, bis die hiesigen Wassermühlen sich mangels Wasser nicht mehr drehen können?

 NEIN!

Lasst uns diese Natur, Fauna und Flora bewahren und erhalten!

 …noch haben wir sie vor der Haustür in Lengerich und Umgebung.

 

Quellen:

Der für die UVP zuständige Gutachter des Wasserverbandes Lingener Land, Prof. Dr. Thomas Kaiser, hält einen Betrachtungsumkreis von nur 2500m um die drei bereits in den 80er Jahren gesetzten Förderbrunnen für ausreichend (vgl. auch Diskussionsveranstaltung am 21.4.2015 in Lengerich).